Kennst du Momente, in denen du so besorgt warst, dass du den ganzen Tag darüber grübeln musstest? Oder Momente, in denen unsere Emotionen überhandnehmen und wir nicht mehr in der Lage zu sein scheinen, diese zu kontrollieren?
Ich denke, wir alle kennen diese Momente und bei einigen Menschen kommt dies häufiger vor als bei anderen.
Um negative Emotionen zu akzeptieren und anzunehmen, anstatt sie zu bekämpfen oder zu kontrollieren, dürfen wir lernen, diese in einem ersten Schritt einmal aus einer neutraleren Perspektive zu betrachten, so dass wir nicht sofort auf sie reagieren und in irgendeiner Art und Weise handeln müssen.
Denn wenn wir uns gegen unangenehme Gefühle wehren, können sie noch stärker werden und häufiger auftreten. Indem wir unsere Gefühle annehmen und sie sanft wieder ziehen lassen, hören wir auf, Kampf und Kontrolle gegenüber uns selbst auszuüben.
Negative Emotionen – die sich oft als Impulse manifestieren – können dazu führen, dass wir nicht im Einklang mit dem handeln, was wir im Leben wirklich schätzen.
Falls uns ein solcher Moment begegnet, in dem wir so in unseren Gedanken gefangen sind, dass wir uns nicht mehr in der Lage fühlen am täglichen Leben teilzunehmen, möchte ich dir hier einen Tipp aus der Akzeptanz- und Commitment- Therapie an die Hand geben.
Wie das englische Wort „act“ ist die Akzeptanz- und Commitment- Therapie eine Therapie- und Coaching- Methode, die Menschen dazu ermutigen soll, ihre Gedanken und Gefühle anzunehmen, anstatt diese zu bekämpfen oder sich wegen ihnen schlecht zu fühlen. Diese Übung veranschaulicht sehr gut, wie sehr uns unsere Gedanken und Gefühle manchmal einschränken.
Für diese Übung benötigen wir nichts weiter als unsere Hände und 5 Minuten Zeit. Sie wird als Metapher für die sogenannte Defusion verwendet – den Prozess, Distanz zwischen uns und unseren Gefühlen und Gedanken zu schaffen, um den Einfluss, den sie auf uns haben, zu minimieren.
Beginne damit, dir einen Gedanken oder ein Gefühl vorzustellen, mit welchem du gerade zu kämpfen hast oder in welchem du immer wieder stecken bleibst.
Leg dann deine Hände wie ein offenes Buch nebeneinander und stell dir vor, dass deine Hände dieses Gefühls oder diese Gefühle und Gedanken darstellen.
Als nächstes stell dir vor, dass dein gesamtes Leben vor dir im Raum ist. Also alle Ideen, Vorstellungen, Planungen und Erfahrungen, einfach dein bisheriges Leben plus das Leben, welches du noch vor dir hast und du dir wünschst. Das kann auch ganz einfach ein einfaches Buch sein, welches du gern lesen möchtest.
Heb nun deine Hände vor dein Gesicht und bedecke deine Augen. Öffne deine Augen und schau mal genau hin, wieviel von deinem Leben du noch sehen kannst.
Nun stell dir vor, dass du in diesem Zustand, mit den Händen direkt vor dem Gesicht, Aufgaben erledigen oder mit Menschen interagieren musst. Wie leicht würde dir das gelingen?
Stell dir in diesem Zustand nun folgende Fragen:
- Was verpasst du in diesem Moment?
- Wenn nun ein geliebter Mensch in deiner Nähe wäre, würdest du in der Lage sein, mit diesem Menschen authentisch und wertschätzend zu interagieren?
- Wie leicht fällt es dir, deine Aufmerksamkeit auf die Dinge zu richten, die du gern tun würdest?
- Wenn es nun etwas Wichtiges zu tun gäbe, könntest du es tun?
Nachdem du dir diese Fragen beantwortet hast, bewege deine Hände nun ein paar Zentimeter vom Gesicht weg.
Wie fühlt sich das an? Was siehst du nun? Was könntest du jetzt schon tun?
Bewege deine Hände nun langsam weiter vom Gesicht weg und achte darauf, wie viel mehr du tun könntest, wenn die Gedanken und Gefühle ein wenig weiter weg wären.
Nimm die Hände schließlich ganz weg und fühle, wie viel leichter es jetzt wäre. Mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, Dinge zu erledigen etc.
Das Ziel dieser Übung ist es, nicht diese Gedanken und Gefühle vollständig loszuwerden, sie zu bekämpfen oder zu widerlegen. Deine Gedanken sind noch immer da, in deinen Händen, aber du hast es geschafft, dich von ihnen ein Stück zu distanzieren, so dass du wieder klarer sehen kannst.
Beobachte dich in der nächsten Zeit einmal in deinem Alltag und schau mal, wie oft dich deine Gedanken und Gefühle so sehr im Griff haben, dass du dein Leben und die Dinge um dich herum vielleicht gar nicht mehr so richtig wahrnehmen kannst. Erinnere dich an diese Übung und verschaff dir ein wenig Distanz.
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