Angst, Gefühle zuzulassen

Kennst du Situationen, in denen du dich fragst, warum habe ich gerade so und nicht anders reagiert?

Die Angst vor Gefühlen ist weiter verbreitet, als die meisten Menschen denken. Es gibt unterschiedliche Ursachen dafür, dass Menschen Angst davor haben, ihre Gefühle zu zeigen. Häufig ist diese Angst bei denjenigen Menschen sehr stark, die sich oft gefühlskalt und abweisend zeigen.

Ängste sind eine sehr subjektive Realität. Kognitiv wissen wir, dass wir als qualifizierter Mitarbeiter unsere Angst vor der anstehenden Veränderung oder neuen Herausforderung unberechtigt ist. Doch dies hilft uns in bestimmten Situationen nicht. Die subjektiv empfundene Angst wird schnell zur objektiven Realität.

Wir verstehen nicht, weshalb wir immer und immer wieder bei kritischen Äußerungen anderer Menschen soviel Niedergeschlagenheit verspüren.
Es ist uns ein Rätsel, warum ein Teammitglied immer und immer wieder krank wird oder sich weigert, bestimmte Aufgaben zu übernehmen.

Es ist hilfreich zu wissen, dass sich sehr häufig hinter einem bestimmten Verhalten eine Angst verbirgt.
In dem soeben genanntem Beispiel braucht es ein stimmiges Führungs- und Kommunikationsverhalten. Psychological Safety sollte hier nicht nur als Wert verstanden, sondern vor allem gelebt werden.

Woran liegt es, dass Menschen Angst haben offen zu ihren Gefühlen zu stehen und somit authentisch bleiben?
Es gibt viele psychologische Erklärungsansätze. Einer davon stammt von John Gottman, der davon ausgeht, dass zwei verschiedene Typen von Menschen existieren. Es gibt diejenigen, die im Elternhaus gelernt haben, dass ihre Gefühle akzeptiert werden und sie somit dazu stehen dürfen. Auf der anderen Seite stehen diejenigen Menschen, die dazu erzogen wurden, Gefühle zu unterdrücken und zu verleugnen.
Je nach Prägung wird der Umgang mit den eigenen Gefühlen verinnerlicht.

Warum ist das Ausleben der Gefühle so wichtig?
Positiv betrachtet, ist das Zeigen der Gefühle ein enormer Vertrauensbeweis.
Öffnen wir uns und zeigen neben unseren Stärken auch unsere Schwächen, macht uns dies nahbarer und vor allem sympathischer.
Nur wenn wir bereit sind, unsere Gefühle zuzulassen und sie auch mit unseren Mitmenschen teilen, können wir eine wirkliche Beziehung zu ihnen aufbauen.
„Gefühle zeigen“ zeigt Charakter.
Das ständige Unterdrücken der Gefühle kann zu chronischen Kopfschmerzen, Magenprobleme, Verspannungen und anderen Symptomen führen.

 

Um mit unserer Umwelt authentisch kommunizieren zu können, müssen wir unsere Gefühle überhaupt erstmal selbst benennen können.

„Was fühle ich eigentlich genau?“

Im ersten Schritt ist es erst einmal wichtig die eigenen Gefühle zuzulassen.

Dieser Schritt fällt vielen Menschen schwer. Habe keine Angst vor deinen Gefühlen.
Egal, ob unangenehm, schön oder beängstigend: nimm deine Emotionen wahr und versuche nicht, sie sofort wieder zu verdrängen.

Im zweiten Schritt darfst du dir überlegen, wo die Empfindungen, die du gerade spürst, eigentlich herkommen. War eine bestimmte Situation der Auslöser oder war es die Folge von Gedanken, die diese Reaktion ausgelöst hat?
Achte dabei auf deinen Körper. Welche körperlichen Empfindungen sind mit dem Gefühl verbunden?
Nun kannst du, im letzten Schritt, deine Gefühle einordnen. Dabei können dir die Basisemotionen helfen, über die jeder Mensch auf diesem Planeten verfügt:

  • Angst
  • Freude
  • Wut
  • Ekel
  • Furcht
  • Verachtung
  • Traurigkeit
  • Überraschung

Welche dieser Emotionen kommt dem Gefühl am nächsten? Oder ist es vielleicht sogar eine Mischung aus mehreren Gefühlen?

Es benötigt Zeit und Übung, um sich der eigenen Gefühle anzunähern und diese zu sortieren. Mach es deshalb in deinem Tempo.